Freitag, 29. April 2016

"Marseille" - blamiert sich Netflix mit Gerard Depardieu?

Gerard Depardieu (l.) spielt die Hauptrolle in "Marseille" (c) Netflix
Ich konnte es kaum glauben, als ich es gesehen habe: Gerard Depardieu schauspielert wieder. Früher fand ich ihn wirklich klasse. Filme wie "Cyrano de Bergerac" oder auch "Green Card" gehören zu meinen Lieblingsfilmen. Doch zuletzt machte Depardieu ja mehr Schlagzeilen mit seiner Putin-Verehrung, seinem Wechsel der Staatsbürgerschaft und seiner Schlemmerei als mit seinen Filmen (ganz weg war er nie, wie ich gerade gesehen habe. Aber hat jemand schon einmal etwas von "Valley of Love" gehört (erschien im vergangenen Jahr), wo er mitspielt?). Fürchterlich sah er auf Fotos aus, dick und ungepflegt.

"Marseille" ist die erste französische Original-Serie von Netflix


Aber nun spricht alle Welt wieder über Depardieu. Denn er hat wieder eine richtig große Rolle. Ab dem 5. Mai ist er in "Marseille" auf Netflix zu sehen, Im Vorfeld war der Rummel groß, nicht nur wegen Depardieu, sondern auch, weil es die erste französische Original-Serie von Netflix ist: Gedreht wurde ausnahmslos in Frankreich, Schauspieler und Regisseure (Florent-Emilio Siri und Samuel Benchetrit) sind Franzosen, und das Drehbuch schrieb der französische Schriftsteller Dan Franck.

Depardieu spielt in der achtteiligen Serie den Marseiller Bürgermeister Robert Taro. Es geht um Intrigen und Machtkämpfe im Rathaus der französischen Stadt am Mittelmeer vor dem Hintergrund der anstehenden Kommunalwahlen und dem geplanten Bau eines Kasinos. Jeder verfolgt dabei irgendwie eigene Interessen. Als französische Version "House of Cards" wurde daher die Serie schon bezeichnet.

"Marseille" ist die erste französische Produktion von Netflix (c) Netflix

Doch während "House of Cards" von Kritikern gelobt wird, fällt die Bewertung von "Marseille" eher zurückhaltend aus. Die französische Fernsehzeitung "Télérama", die die ersten fünf Folgen gesehen hat, verreißt die Serie sogar. "Rote Karte für diesen Schund" ist die Kritik überschrieben. Die Kritik prasselt nur so herunter: "Peinliche Dialoge", ein "einfallsloses Drehbuch", eine "langweilige Inszenierung" werden beklagt:
"C'est une débandade artistique, un raté industriel pour Netflix, sans doute son premier navet « maison », qu'on découvre d'abord surpris, puis consterné, enfin hilare face à la pauvreté de son scénario, l'indigence de ses dialogues, la lourdeur de sa mise en scène et la faiblesse de son interprétation." 
Und weiter heißt es: ",Marseille' ist weit davon entfernt, eine französische Version von ,House of Cards' zu sein. Es ist noch nicht einmal eine entfernte Provinz-Cousine von ,The Wire'". Zwar ist "Télérama" oft sehr kritisch mit Filmen und Serien und hat einen hohen Anspruch. Aber das klingt schon sehr heftig.

Intrigen und Machtkämpfe - darum dreht sich "Marseille" (c) Netflix

Netflix wird es wahrscheinlich verschmerzen. Die Produktion hat ihren Zweck erfüllt: Alle haben darüber gesprochen, die Erwartung ist hoch und fast jeder wird mal reinschauen wollen - zum Beispiel mittels eines kostenlosen Testmonats. Was spielt es da für eine Rolle, ob die Serie was taugt oder nicht?

Netflix: Was lohnt sich im Mai zu schauen?

Das Programm Amazon Prime ist im Mai aus meiner Sicht etwas mau. Hier seht ihr, was Netflix zu bieten hat. Ich greife dabei auf die Bewertung von musikexpress.de zurück.


Donnerstag, 28. April 2016

Filmkritik: "Bosch" - die zweite Staffel


Harry Bosch (Titus Welliver) packt die Dinge gerne an (c) Amazon
Mit "Bosch" hat Amazon Prime ein richtiges Pfund im Programm. Wie ich gelesen habe, war die erste Staffel seinerzeit die erfolgreichste Eigenproduktion. Völlig zu recht. Titus Welliver ist die perfekte Besetzung für Harry Bosch, die Optik der Serie ist toll, die Musik Weltklasse und die Story fesselnd. Ich kann "Bosch" gar nicht genug loben. Die erste Staffel war wirklich sensationell.

Nun bin ich mit der zweiten fertig. Und auch diese ist wieder sehr gut, hat mir aber - ehrlich gesagt - nicht so gut gefallen wie die erste.

Montag, 25. April 2016

Amazon Prime Video: Filmtipps - die Highlights im Mai

Scarlett Johansson als "Lucy" (c) Universal Pictures
Ein üppiges Programm-Menü hatte Amazon für den April angerichtet. Ich wusste kaum, wo ich anfangen sollte. Im Mai sieht es auf den ersten Blick schwächer auf. So richtig anmachen tut mich auf den ersten Blick nichts. Zwei Spielfilme stechen heraus. Zum einem "12 Years a Slave": Das Filmdrama gewann drei Oscars, darunter die Auszeichnung als "Bester Film". Lupita Nyong'o wurde als "Beste Nebendarstellerin" geehrt. Zu sehen ist er ab dem 16. Mai. 

"Lucy" mit Scarlet Johansson 


Der andere Film ist weniger anspruchsvoll, verspricht aber gute Action: "Lucy" mit Scarlett Johansson. In dem Streifen mutiert Johansson zur Kampfmaschine mit telekentischen Fähigkeiten. Ich gebe zu, die Geschichte klingt ziemlich Banane, und die 14 Euro für eine Karte habe ich mir damals gespart, als der Film in die Kinos kam. Aber zu Hause auf dem Sofa, warum nicht? Immerhin führt Luc Besson Regie, den ich für Filme wie "Das fünfte Element", "Nikita" und "Léon - der Profi" liebe. Auch das Drehbuch stammt von ihm. Und die Kritiken zu "Lucy" sind gar nicht so schlecht. Stellvertretend sei hier auf die Filmbesprechung bei "Spiegel Online" verwiesen, die - wie zu erwarten - die Story verreißt, aber die zumindest die Optik lobt. Der Film startet bei Amazon Prime am 12. Mai.

Zwei neue Serien starten im Mai: "Wayward Pines" und "Hap and Leonard"


Auch bei den Serien steht nicht wirklich etwas Zwingendes in der Ankündigung. Dem ein oder anderen könnte "Wayward Pines" gefallen, eine Mysterie-Serie, die dadurch heraussticht, weil unter anderem M. Night Shyamalan für die Produktion verantwortlich war (er führt auch in der ersten Folge Regie). Bei dem Namen muss man natürlich sofort an "The Sixth Sense" denken oder auch an "Unbreakable" mit Samuel L. Jackson und Bruce Willis. "Wayward Pines" handelt von dem Secret-Service-Agent Ethan Burke, der nach einem Autounfall in der mysteriösen Kleinstadt Wayward Pines erwacht. Dort herrscht Sheriff Pope mit harter Hand - doch merkwürdigerweise kann (oder will) niemand die Stadt verlassen. Das Urteil der Kritiker fällt gemischt aus. "Die Süddeutsche Zeitung" schreibt zum Beispiel: "Es macht Spaß, Ethan Burke dabei zuzusehen, wie er das Geheimnis der skurrilen Kleinstadt lüftet. Mit großem Aufwand haben die Serienmacher die aus der Zeit gefallene Hinterwäldersiedlung in Szene gesetzt. Geschickt spielt die Serie mit der Frage, warum die Bewohner den Ort nicht verlassen wollen. Oder können. Halluziniert Burke nur? Will ihn ein missgünstiger Kollege in der Provinz kaltstellen? Alles nur ein Experiment der Regierung?" Doch die Auflösung des Rätsels scheint laut SZ-Kritik wenig überzeugend und eine große Enttäuschung zu sein. Amazon zeigt ab dem 13. Mai die erste Staffel.

Ein ungewöhnliches Duo: Hap und Leonard (c) AMC
 Die andere neue Serie, die im Mai bei Amazon Prime anläuft, ist "Hap and Leonard". Die erste Staffel ist ab dem 23. Mai zu sehen. Die Geschichte von "Hap and Leonard" klingt absolut bizarr. Amazon fasst sie in seinem Pressetext so zusammen: "Zwei beste Freunde, eine Femme Fatale, eine Gruppe gescheiterter Revolutionäre, zwei mörderische Psycho-Killer und die Suche nach einem verschwundenen Schatz – mit seinen exzentrischen Charakteren gibt ,Hap and Leonard' einem klassischen Mystery-Thriller einen humorvollen Spin. Die ebenso dramatische wie witzige Dark Comedy Serie erzählt von Hap (James Purefoy), einem Texaner mit einer Schwäche für Südstaaten-Frauen, und Leonard (Michael Kenneth Williams), einem schwulen schwarzen Vietnam-Veteranen mit einem hitzigen Temperament." Und weiter: "Als Hap’s verführerische Ex-Frau Trudy (Christina Hendricks) plötzlich wieder auftaucht und den beiden ein Angebot macht, das sie nicht ablehnen können, schmieden Hap und Leonard einen Plan, um an das schnelle Geld zu kommen. Bis das Abenteuer eine mörderische Wendung nimmt... "

Trudy (Christina Hendricks) sorgt in §Hap and Leonard" für Wirbel (c) AMC

Keine Ahnung, was man davon halten soll. Das klingt wirklich schräg. Aber den Zuschauern scheint's zu gefallen - zumindest schneidet "Hap and Leonard" in der Bewertung bei rottentomatoes.com ziemlich gut ab: 86 Prozent der Meinungen sind positiv, 95 Prozent haben die Serie mit 3,5 Sternen oder besser benotet. Ein User schreibt zum Beispiel: "It doesn't just simulate humor like so many crime dramas before it; it's actually fun." Ich glaube, ich werde mal reinschauen.

Samstag, 16. April 2016

Netflix: Neue Serie „The Crown“ kostet über 120 Millionen Euro

Da müssen sich die TV-Sender auf einiges gefasst machen: Netflix-Chef Reed Hasting geht beim Kampf um Marktanteile in die Vollen. Die Polit-Serie „Marseille“ mit Gerard Depardieu (ab 5. Mai) als Bürgermeister in der Hauptrolle, die vierte Staffel von „Orange is the new black“ (ab. 17. Juni), und die zweite Staffel von „Marco Polo“ (ab 1. Juli) – Netflix plant so einiges für den Rest des Jahres.

"The Crown" kostet 100 Millionen Pfund


Vor allem die Serie „The Crown“ sticht aus den Ankündigungen heraus.  Wie der „Telegraph“ berichtet, soll die Serie rund 100 Millionen Pfund kosten. Das sind umgerechnet 126 Millionen Euro. Die sechsteilige Serie dreht sich um das Leben von Königin Elisabeth II. Sie startet mit ihrer Hochzeit im Jahr 1947 und soll sich bis zum heutigen Tag erstrecken. Clare Foy spielt die Rolle der englischen Königin. Ausgestrahlt wird die Serie ab dem 4. November 2016.

Freitag, 15. April 2016

Filmkritik: Hugh Laurie enttäuscht in "The Night Manager"

Hugh Laurie als Richard Roper (c) Amazon
Endlich mal wieder Hugh Laurie in Aktion sehen – ich hatte mich auf „The Night Manager“ gefreut. Doch nach der ersten Folge hätte ich beinahe wieder abgeschaltet.

Gewiss, die Serie ist opulent inszeniert. Aber die erste Folge dreht sich nur darum, warum der britische Ex-Soldat Jonathan Pine (Tom Hiddleston), der als Nachtmanager in einem ägyptischen Luxushotel arbeitet, im Auftrag des britischen Geheimdienstes zum Gegenspieler des Waffenhändlers Richard Roper wird: Pine erhält von einem weiblichen Gast eher zufällig geheime Informationen über ein Geschäft Ropers, Pine versucht seine Informantin zu beschützen, doch am Ende tötet Roper sie. Um diese Geschichte zu erzählen, hätte es keine 45 Minuten gebraucht. Alles ist sehr langatmig und die Charaktere bleiben blass. Von Hugh Laurie ist fast nichts zu sehen.

Laurie ist in "The Night Manager" mehr Geschäftsmann als Schurke


Doch ich bin dran geblieben – und am Ende hat es sich gelohnt. Das lag weniger an Laurie. Er schien eigentlich die perfekte Besetzung für die Rolle des eiskalten Waffenhändlers zu sein. Doch Laurie liefert über weite Strecken nur eine solide Performance ab, ist mehr Geschäftsmann als Schurke. Die meiste Zeit wirkt er nicht wie jemand, vor dem man Angst haben muss (was vielleicht auch an seiner unmöglichen Frisur liegt). Da habe ich wirklich schon bessere Schurken gesehen. Nur in einigen Szenen - vor allem gegen  Ende, als Roper versucht, den Verräter in seinen Reihen zu finden –  zeigt Laurie seine dunkle Seite und lässt den Zuschauern schaudern.

Und auch an der Geschichte lag es nicht, die ich so oder so ähnlich (Geheimdienst jagt Schurken und der Agent hat noch eine persönliche Rechnung offen) schon zigfach gesehen habe.

Eine Geheimdienst-Chefin mit Herz und Babybauch


Es war vor allem wegen Olivia Colman, warum ich dran blieb. Sie spielt die Geheimdienst-Chefin Angela Burr und schaffte es, mich an die Serie zu fesseln. Denn so einen Boss in der harten Welt der Spionage hatte ich noch nie gesehen. Natürlich gab es schon Frauen an der Geheimdienst-Spitze. Doch anders als zum Beispiel Judy Dench als „M“ in James Bond ist Bur nicht die knallharte Schurkenjägerin. Sie ist kein Mann in Rock und Kostüm.

Auf dem Pressefoto nur am Rande, aber tragend für "The Night Manager": Olivia Colman als Angela Burr (2. v. r,) (c) Amazon

Burr ist mehr die „Mutter der Kompanie“, fürsorglich und warmherzig. Sie ist um ihren Agenten Pine wirklich besorgt, nennt ihn „meinen Jungen“ und will immer wissen, ob es ihm gut geht. Die Jagd nach Richard Roper ist ein echtes Anliegen für sie und nicht nur ein Auftrag. Burr scheut sich nicht, dabei Emotionen zuzulassen. Gefühle sind nicht ihre Schwäche, sondern ihre Stärke. Denn die Wut über die schmutzigen Geschäfte Ropers treibt Burr dazu an, es quasi mit der ganzen Welt aufzunehmen und sich und ihre Bedürfnisse ganz nach hinten zu stellen. So schont sie sich trotz ihrer Schwangerschaft nicht. Mit Burr habe ich während der acht Folgen mitgefiebert, nicht mit Pine.

Wer sich nicht die ganze Serie anschauen will, sollte sich zumindest den Vorspann ansehen. Er ist wirklich brillant arrangiert und lässt jeden James Bond-Auftakt alt aussehen.

Donnerstag, 7. April 2016

Filmkritik: "Mozart in the Jungle" - so ist die zweite Staffel

Rodrigo, wie man ihn kennt: unkonventionell und ein bisschen verrückt

Nach "Transparent" war "Mozart in the Jungle" die nächste Serie, mit der Amazon für Schlagzeilen sorgte. Ein Orchester in den Mittelpunkt einer Serie zu stellen, hinter die Kulissen der nobeln Musikwelt zu schauen - das war neu. Zudem erwies sich Gael Garcia Bernat als die perfekte Besetzung des extrovertierten, genialen Dirigenten Rodrigo.

Die erste Staffel gefiel mir sehr gut. Es machte Spaß, dabei zuzusehen, wie Rodrigo mit seiner unkonventionellen Art den Kulturbetrieb aufrüttelte und das Orchester aufmischte.

Gespannt war ich daher auf die zweite Staffel. Sie erfüllte nicht meine Erwartungen.

Die Rahmenhandlung ist fade


Das geht schon bei der wenig inspirienden Rahmenhandlung los: Der rote Faden - neben der zu erwarteten weiteren Entwicklung von Haily bei den New Yorkern Symphonikern - sind die Tarifverhandlungen des Orchesters. Die Musiker wollen mehr Geld und der Vorstand ist dagegen. Die Möglichkeit eines Streiks hängt wie eine dunkle Wolke die ganze Zeit über dem Orchester. Zwar gehört auch dieser Aspekt zum Blick hinter die Kulissen. Aber der Unterhaltungsfaktor von Tarifverhandlungen ist gering.

Das gilt auch für Rodrigo. Seine Spontanität und verrückten Ideen trugen die erste Staffel. In der zweiten Staffel ist davon nicht mehr viel zu spüren. Rodrigo ist angekommen, man hat sich aneinander gewöhnt. Nur gelegentlich blitzt von Rodrigos Verrücktheit etwas auf, etwa wenn der Maestro Sponsoren verprellt.

Gastauftritt von Lang Lang


Trotz der Schwächen ist das Schauen der zweiten Staffel von "Mozart in the Jungle" keine verschwendete Zeit. Es gibt einen tollen Gastauftritt von Lang Lang. Man lernt eine neue Seite von Vorstandschefin Gloria Windsor kennen. Sie knüpft in einer Folge an ihre Vergangenheit als Sängerin Gloria Antoinette an und einen einen unglaublichen Auftritt.

Rodrigos Vorgänger rettet die zweite Staffel von "Mozart in the Jungle"


Und dann ist da noch Rodrigos Vorgänger Thomas Pembridge (Malcom McDowell). Der Maestro nimmt die Rolle ein, die Rodrigo in der ersten Staffel hatte. Er schert sich nicht um Konventionen und darum, was die Leute von ihm denken. Er ist prahlerisch, leicht größenwahnsinnig, manisch. Es ist vor allem seine Geschichte, die die zweite Staffel rettet. Die dritte Staffel ist bereits beauftragt.